Wir wollen die Anonymität durchbrechen
Mit diesen Worten hat Herr Bezirksvorsteher Markus Figl den fast runden Tisch eröffnet. Damit hat er den Kern der Sache getroffen.
Beim 3. fast runden Tisch haben wir uns mit der Fragestellung, welcher Beitrag der öffentliche Raum zum guten Zusammenleben beiträgt, befasst. Der öffentliche Raum ist meist ein anonymer Raum, der erst lebt, wenn die Nutzer:innen ihn beleben.
Wie aber gestaltet sich das im 1. Bezirk?
Der öffentliche Raum im 1. Bezirk ist geprägt von vielen unterschiedlichen Ansprüchen. Da geht es um Tourismus, Konsumräume, Denkmalschutz, motorisierter Straßenverkehr und vieles mehr. Die Bewohner:innen sind auf den ersten Blick nicht zu finden.
Auch auf den zweiten Blick bleibt den Bewohner:innen der Inneren Stadt nur ein kleinerer Teil ihres Bezirks, wo sie abseits der Touristenströme in Austausch kommen können.
Wir haben einen Gestaltungsexperten gefragt
Was kann nun der öffentliche Raum beitragen, damit die Bewohner:innen auch in Austausch kommen und die Stadt besser für ihr (Zusammen)Leben nutzen können?
Auf diese Frage ging Daniel Zimmermann vom Büro 3:0 Landschaftsarchitektur ein. Daniel Zimmermann bezeichnet den öffentlichen Raum als demokratischen Raum, wo Wohnende, Unternehmer:innen, Besucher:innen und Durchgehende zusammenkommen. Beispielsweise in engen Gasse, wo kaum Tourist:innen unterwegs sind, ist Daniel Zimmermann überzeugt, gelingt das Miteinander wohl am besten.
Die Hitzebelastung spielt eine wesentliche Rolle bei der Aufenthaltsqualität. Gebäude, Autos, versiegelte Oberflächen und Vieles mehr speichert Hitze und sorgt dadurch für das Entstehen von Hitzeinseln. Es braucht im öffentlichen Raum demnach Luftschneisen und Begrünung die beschattet, Verdunstung und damit Abkühlung erzeugt sowie weitere kühlende Elemente wie Wasser.
Bäume die beschatten und abkühlen durch Verdunstung brauchen ausreichend unverdichteten Boden, damit ihre Wurzeln Sauerstoff bekommen und sich entwickeln können. Auch wenn in der Innere Stadt im Untergrund besonders häufig Keller, Leitungen oder historische Elemente zu finden sind, ist es notwendig konsequent Platz und im wahrsten Sinne des Wortes Luft für Wurzeln zu schaffen.
Ansprüche an den öffentlichen Raum
Die Ansprüche an den Raum sind in der Inneren Stadt besonders hoch. Daniel Zimmermann betonte, dass jedenfalls eine Umverteilung hin zu menschengerechter, begrünter Stadt notwendig ist.
Menschen benötigen Fokuspunkte, Sichtachsen und strukturierende Elemente und erkennbare Gehlinien, um sich orientieren zu können und somit Sicherheit im öffentlichen Raum zu spüren.
Der öffentliche Raum soll für alle Menschen etwas bieten können und dabei ist das Wissen der Anrainer:innen gefragt. Auch urbane Räume müssen nicht komplett versiegelt sein, es ist legitim auch in einem historischen Zentrum für die Bewohner:innen attraktive Aufenthaltsflächen zu schaffen.
Als sehr gelungen wurde von den Anwesenden die Grüninsel zwischen Seilerstätte – Singerstraße genannt. Auch die beiden Parks am Rudolfsplatz und am Börseplatz werden sehr gut angenommen.
Der fast runde Tisch fand Am Gestade, mit Blick auf den Concordiaplatz statt. Auch dieser Platz kam zur Sprache. Hier plant die Bezirksvorstehung eine Umgestaltung mit dem Fokus auf Abkühlung durch Wasser. Die Anwesenden fanden die Idee großartig und würden ihre Expertise als Anrainer:innen einbringen.
Ausblick
Das Thema Tourismus in der Inneren Stadt kam bisher bei jedem der fast runden Tische zur Sprache. Wir werden am 15. Juni diesem Thema eine eigene Diskussionsrunde widmen!
Kommen Sie zum fast runden Tisch und diskutieren Sie mit:
„Tourismus in der Inneren Stadt: Was sind die Auswirkungen auf den öffentlichen Raum?“
Expert:innen die mitdiskutieren:
Norbert Kettner - Geschäftsführer Wien Tourismus
Cornelia Dlabaja - Soziologin/Kulturwissenschaftlerin (Thema u.a. Overtourism)
15. Juni, 18 bis 20 Uhr
Albertinaplatz, bei Nummer 2-3
Projekt
Der fast runde Tisch