03.12.2018 / Agenda Währing

Wie entstanden die Pläne für das neue Gersthofer Platzl?

Die Agendagruppe „Lebenswertes Gersthof“ stellt den Bürgerbeteiligungs- und Planungsprozess vor.

Gleich zu Beginn des Aufrufs der Agenda Währing für eine Ideenschmiede im April 2017 fanden sich etliche AnrainerInnen aus Gersthof zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: ein lebenswertes Gersthof. Die Gründe dafür waren vielfältig. Regelmäßige Überschreitung von Tempolimits und Lärmbelästigung, schlechte Querungsmöglichkeiten und zu kurze Ampelschaltungen für FußgängerInnen, keine Radinfrastruktur, schmale Gehsteige und kaum Platz für das „Herz“ von Gersthof, das Gersthofer Platzl. Doch es ging der Gruppe nicht nur um eine rein oberflächliche Erneuerung, denn zwischen 2013 und 2016 gab es über 60 Unfälle mit Personenschäden im Straßenabschnitt der Gersthofer Straße von Kreuzgassenbrücke bis zum Türkenschanzplatz. Daher war sich die Gruppe schnell einig: es gibt dringenden Handlungsbedarf um das Gersthofer Platzl lebenswerter zu machen.

Nach einer ersten Begehung wurde im September 2017 ein Leitbild für die Arbeit der Gruppe erarbeitet und veröffentlicht. Darin beschreibt die Gruppe die Qualitäten des Grätzls. Insbesondere der hohe Grünflächenanteil, die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie eine gute Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, zumindest rund um das Gersthofer Platzl.

 

Rund 30 Personen erarbeiteten dieses Leitbild und nahmen in unterschiedlicher Intensität in den kommenden Monaten an Treffen mit VerkehrsplanerInnen, den zuständigen Magistraten, den Wiener Linien und der Bezirkspoltik teil. Ein Jahr lang wurden zahlreiche Ideen in acht Gruppentreffen entwickelt, geprüft, verworfen, abgeändert und an Kompromissen gearbeitet. Durch die vielen Fachgespräche erhielten die Aktiven einen tiefen Einblick in die Logik der Verkehrsorganisation, Verkehrsstatistik, unterirdische Einbauten, Sicherheits- und Risikoanalysen wie auch den Öffentlichen Verkehr. Für viele der Teilnehmenden ein fordernder und zu gleich beeindruckender Lernprozess, um verstehen zu können, wie Verkehrsplanung in der Stadt funktioniert und in welchen Rahmenbedingungen sie sich bewegt.

Der Gruppe war von Anfang an klar, dass möglichst viele Menschen aus dem Grätzl miteinbezogen werden sollten. Deswegen organisierte sie am 12.10.2018 ein Ideenfest am Gersthofer Platzl. Pinwände, technische Pläne, die Popup-Werkstatt und eine Band wurden organisiert und dutzende Gespräche mit den Menschen vor Ort geführt. Am Ende des Tages waren über 70 Ideen gesammelt, wie man Gersthof noch ein Stück lebenswerter machen kann.  

 

All diese Ideen wurden bei weiteren Gruppentreffen, sortiert, aufbereitet und soweit möglich in die bestehenden Planungen integriert. Das Ergebnis wurde am 8. November 2018 der Mobilitätskommission in Währing präsentiert und mit ihr diskutiert. Die Fachabteilungen der Stadt präsentierten dazu die Umgestaltungsplanungen, von denen viele der Ideen aus der Arbeit der Agendagruppe entstanden waren. Viele der politischen VertreterInnen zeigten sich positiv überrascht über den gut organisierten Planungsprozess, sowie die detaillierten Planungsvorschläge. In der darauffolgenden Steuerungsgruppe am 15. November 2018 wurde es mit den Parteivertreter auch nochmal diskutiert.

 

Die Bezirksvorstehung beschloss einen offiziellen Informationsabend für alle AnrainerInnen zu veranstalten und lud am 20. November 2018 in den Pfarrsaal der Pfarre Gersthof ein. Dort wurden erstmals der Öffentlichkeit Visualisierungen des neuen Gersthofer Platzls samt Gersthofer Strasse und Ausmündung der Gentzgasse präsentiert, samt dazugehörigen technischen Detailplänen. Die Agendagruppe war auch dort anwesend, und erklärte vielen der über 100 Besuchenden, welche Veränderungen die Gersthofer Strasse ins 21. Jahrhundert bringen sollten. Viele von ihnen brachten sich zu Details der Planungen auch gleich vor Ort ein.

 

Die Agenda Währing unterstützte die Gruppe bei der Organisation der zahlreichen Treffen, der Einladung von Fachleuten, Abstimmungsterminen mit Dienststellen des Magistrats und den Wiener Linien, dokumentierte diese und brachte dazu ihr Know-how aus Beteiligungsprozessen in der nachhaltigen Stadtgestaltung ein.

 

Wie geht es jetzt weiter? Zur Zeit liegt der Ball bei der Bezirkspolitik. Sobald sich dort eine Mehrheit findet, und die Finanzierung von und mit der Stadt Wien sichergestellt ist, kann die Umgestaltung zu einem lebenswerteren Gersthofer Platzl in Angriff genommen werden.