25.10.2023 /

Unsere Agenda-Exkursion nach Ljubljana - Ein Rückblick

Und wieder waren wir unterwegs auf einer Bildungsreise! Diesmal ging es nach Ljubljana in Slowenien, wo wir uns mit Partnerorganisationen getroffen, ausgetauscht und vernetzt haben. Wir haben einige inspirierende Ideen nach Wien mitgebracht. 

 

Der Verein Lokale Agenda 21 Wien organisiert jedes Jahr, für unsere lokalen Teams aus den Agendabüros sowie für unsere Vorstands- und Vereinsmitglieder, eine Exkursion in eine europäische Stadt, die aus Sicht der nachhaltigen Stadtentwicklung interessante Projekte bietet. Gemeinsam erkunden wir unterschiedliche Projekte, bei denen Bürger:innenbeteiligung und nachhaltige Stadtentwicklung im Vordergrund stehen. Großer Dank gilt dabei den Menschen vor Ort, die in ihrer Stadt großes leisten und die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns teilen. Stadtrat und Vorstandsvorsitzender Jürgen Czernohorszky, Gemeinderätin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende Angelika Pipal-Leixner und Bezirksvorsteherin Saya Ahmad haben uns auf der Exkursion ins Nachbar:innenland begleitet. 

 

Tag 1 – Wir waren draußen zu Fuß und mit dem Rad unterwegs - vonZunajzu Borc  

 

In Ljubljana angekommen wurden wir von Marko Peterlin, dem Direktor des "Institute for Spatial Policies" (IPOP), herzlich begrüßt. IPOP unterstützt Gemeinden und Gruppen bei nachhaltiger Raumplanung und bietet sowohl praktische als auch wissenschaftliche Dienstleistungen an. Marko hat den Überblick über Beteiligungsprojekte in Ljubljana und kennt verschiedene Sichtweisen dazu. Er vernetzte uns mit Aidan Cerar, der am Projekt "Zunaj" mitgewirkt hat, was so viel wie „Draußen“ bedeutet. Zusammen führten sie uns durch verschiedene Zunaj-Projekte, von Innenhof-Spielplatz zu Mikrogrünraum. Das Ziel von Zunaj ist es, die Bewohner:innen aktiv in die Gestaltung ihrer Umgebung einzubeziehen. Bürger:innen können Verbesserungsvorschläge einreichen und bei der Umsetzung von Projekten mitwirken, wobei sie eine finanzielle Förderung von der Stadtgemeinde Ljubljana erhalten. Von 2018 bis 2021 wurde das Projekt Zunaj in der slowenischen Hauptstadt durchgeführt und war unter anderem vom Aktionsprogramm Grätzloase aus Wien inspiriert.  

 

Weiter ging es mit einem Besuch des Gemeindezentrums Borc – wo uns engagierte Persönlichkeiten empfingen. Allen voran Maja Mojskerc, die das Zentrum und die Jugendlichen vor Ort betreut und ihre Projekt-Partner:innen Tanja Gašperšič & Polona Obrč vom öffentlichen Wohnungsbaufonds (City of Ljubljana’s Public Housing Fund), die an der Entwicklung rund um das Gemeinschaftszetrum und der angrenzenden Siedlung mitgewirkt haben. Sie erzählten uns von der Idee und der Entstehung dieses Gemeindezentrums, in einem alten Stadtbus, der von dem öffentlichen Institut für Jugendliche Mladi zmaji renoviert und eingerichtet wurde. Seit der Umnutzung werden hier offene und qualitativ hochwertige Gemeinschaftsaktivitäten angeboten, die dazu beitragen den Zusammenhalt und die Solidarität in der Nachbarschaft zu stärken. 

 

Der Bus wurde in einem benachteiligten Viertel am Stadtrand gezielt platziert und hat in kürzester Zeit das Grätzl zum Leben erweckt. Heute ist das Gemeinschaftszentrum ein wertvoller Ort für die Bewohner:innen und Nachbar:innen aus umliegenden Grätzln. Es ist ein Ort, an dem kreative Lösungen für lokale Herausforderungen gefunden werden. Es wird gemeinsam (vegan) gekocht, Jugendliche können dort ihre Hausaufgaben machen oder ihre Freizeit selbstbestimmt gestalten. 

 

Tag 2: Zu Besuch bei der Stadtverwaltung und Besichtigung der autofreien Innenstadt 

 

Am zweiten Tag hatten wir die Gelegenheit uns mit Mag. Matic Sopotnik, dem Leiter des Büros für europäische Projekte der Stadtgemeinde Ljubljana, auszutauschen und viele Fragen, vor allem zur autofreien Innenstadt, zu stellen. Er berichtete über die Bemühungen, das Stadtzentrum nachhaltig und menschenorientiert wiederzubeleben, einschließlich der Schaffung einer autofreien Innenstadt. Federführend beteiligt an der Vision und der Umsetzung der autofreien Innenstadt war Prof. Janez Koželj, der ehemalige Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Ljubljana und Professor für Stadt- und Raumplanung. Er führte uns persönlich durch die Innenstadt, gab tiefe Einblicke in die Entstehungsgeschichte und zeigte uns zahlreiche Gestaltungsdetails, die die Umgestaltung so erfolgreich machen, wie die Ausrichtung der Boots-Touren als Teil des öffentlichen Nahverkehrs oder das unterirdische Parkhaus, das für Anrainer:innen kostengünstig zur Verfügung steht.

 

Abschließend haben wir das Kulturzentrum Rog besucht: Hier wird aus einer ehemaligen Fahrradfabrik ein inspirierender Ort für Kunst und gemeinschaftliches (Hand)Arbeiten geschaffen. Über 500 Künstler:innen, Student:innen und Gruppen finden hier die Möglichkeit, ihre Ideen zum Leben zu erwecken. Das Kulturzentrum Rog bietet kostenlose Räume, unterstützt Projekte und fördert Austausch und Vernetzung, sowohl lokal und international.  

 

Ljubljana arbeitet daran, den Bedürfnissen und Vorstellungen der Bürger:innen näher zu kommen. Dafür wurde die Stadt 2022 für das Projekt "Mission 100 Climate Neutral and Smart Cities 2030" ausgewählt, dass zur Beschleunigung der Fortschritte in Richtung Klimaneutralität beitragen soll. Ljubljana ermutigt alle Bürger:innen, Expert:innen und Organisationen zur Zusammenarbeit und zur Entwicklung von Maßnahmen für den Klimaschutz und die Dekarbonisierung der Stadt.  

 

Unsere Exkursion war wieder inspirierend und lehrreich. Wir haben wertvolle Einblicke in die Bemühungen gewonnen, nachhaltige Projekte voranzutreiben. Nun wollen wir diese Erkenntnisse in unsere eigenen Initiativen und Projekte einfließen lassen, um auch Wien noch ein Stück zukunftsfitter zu gestalten!