10.01.2018 / Agenda Josefstadt

Tilmann von der Buchhandlung Erlkönig

Der Strozzigrund lebt von den Menschen und ihren Ideen! Das Projekt "Persönlichkeiten am Strozzigrund" stellt die Menschen vor!

 

Im Interview heute Tilmann von der Buchhandlung Erlkönig

 

1: Wann bist du das erste Mal am Strozzigrund gewesen?

 

Ich wohn jetzt seit 17 Jahren in der Strozzigasse und bin da immer durchgegangen. Da gab es immer nette Läden, wie die kleine Kinderbuchhandlung gegenüber. Die Strozzigasse war mir ein Begriff, lang bevor ich hier ein Geschäft hatte. Ich bin immer gern zum Potsdill gegangen. Auch das ist ein Laden, der ein riesen Einzugsgebiet hat. Spezialistin halt, da kommen auch mal Leute von Transdanubien her. Und die Kinderbuchhandlung. Die Strozzigasse hat schon ein gewisses Ansehen. Und dazugehört auch der Strobl, der Fußballladen. Letztens erst habe ich dort einen Ball gekauft und Torwarthandschuhe. Das ist einfach lässig, sowas direkt im Grätzl zu kaufen und nicht im großen Geschäft. Ein Buchgeschäft ist ja irgendwo einfach ein Literatur-Greissler. Weil man ja auch schätzt, dass man drüber reden kann. In den großen Läden gibt es doch eher Regalbetreuer. Bestellen beispielsweise funktioniert oft schneller als bei Amazon. Das Packerl muss man dann doch oft wieder bei der Post abholen, weil man nicht daheim war. Die meisten Packerl jeglicher Art landen im Endeffekt auch meistens hier bei mir.

 

2: Was macht den Strozzigrund für dich besonders?

 

Das grätzelige macht es besonders. Ich kenn auch fast jeden der Geschäftstreibenden. Ich geh jeden Tag gern hier her. Nicht nur wegen meiner Buchhandlung.

 

3: Wie kam es zu deiner Geschäftsidee?

 

Ich bin schon 20 Jahre Buchhändler gewesen, bevor ich mich selbstständig gemacht habe. In der Josefstadt ein Geschäftlokal zu finden ist nicht einfach. Das Lokal hier ist auch lang leer gestanden. Wir haben dann alles renoviert und hergerichtet. Da war eine Friseurin drin vor mir. Ich habe hier eine Nische für mich gefunden. Man muss sich einfach überlegen, welches Publikum man ansprechen will. Und ich kenn mich in Geistes- und Zeitgeschichte gut aus. Und in der zeitgenössischen österreichischen Literatur. Es gibt sehr gute österreichische Autoren.

 

4: Was finden deine BesucherInnen am Strozzigrund interessant?

 

Man merkt es daran, dass viele Leute wiederkommen und sich das ein oder andere Buch erwarten bei mir zu bekommen. Oft empfehle ich einen Autor. Wenn jetzt das zweite Buch von dem erschienen ist, erwarten sich die Kunden, dass das auch bei mir zu finden ist. Wenn alle Bücher überall gleichviel kosten, muss es ja etwas anderes sein, dass meine Kunden zu mir bringt. Viele, die Tagsüber arbeiten schätzen, dass Sie bis 19 Uhr herkommen und bestellte Bücher abholen können. Es ist die Atmosphäre hier, der zweite Raum, der Torbogen. Man kann in Ruhe lesen und bekommt trotzdem alles mit. Es ist einfach kein Supermarkt. Hier hat man den Wohlfühlfaktor. Ich möchte da einfach alles umgekehrt machen wie große Geschäfte.

 

5: Wovon träumst du am Strozzigrund - gibt es etwas, dass Du hier vermisst?

 

Ich fände es schön, wenn es eine Art Begrünung gäbe. Das lädt zum Schlendern ein. Es sollte mehr Flanier-Qualität haben mit ein bisschen Grün.