03.09.2021 / Agenda Währing

Theresia, mach deinen Gehsteig grün!

So nennt die Gruppe 1000 Blätter me(e)hr der Agenda Währing ihre jüngste Initiative, mit der sie einen weiteren Beitrag für ein grüneres Währing leistet. Im Frühling 2021 hat die Gruppe entlang der Theresiengasse 11 „Theresias“ aufgestellt. Die Theresias sind Pflanztröge, die mit einem bunten Pflanzenmix befüllt wurden. Die Theresias erfüllen viele Zwecke zur gleichen Zeit: sie schaffen Identität, pflegen die NachbarInnenschaft durch gemeinsames Betreuen der Pflanzen und ermöglichen dadurch einen längeren Aufenthalt am Gehsteig, der wiederum nette Gespräche mit sich bringt. Die Theresias sind Lebensraum für Insekten und tragen zur Kühlung der Gasse bei, da Verdunstungskälte erzeugt wird.

 

In diesem Blog wird die Agendagruppe ab nun laufend über die Erfahrungen mit ihnen und über die Entwicklung der Theresias berichten und Tipps für - hoffentlich zahlreiche - NachahmerInnen geben.

 

 

Alles beginnt mit einem Antrag bei der MA46

Der Antrag war an sich keine Hexerei und wurde in Teamarbeit rasch formuliert. Die Gruppe konnte sich dabei an bereits vorhandenen Unterlagen von anderen Agendagruppen orientieren. Ein persönlicher Anruf bei der zuständigen Magistratsstelle, der MA46, war sehr hilfreich und auch die Bezirksvorstehung Währing hat das Anliegen unterstützt.
 

Hauptaugenmerk der MA46 ist die Restbreite des Gehsteigs nach Aufstellen der Theresias, die 2 Meter ausmachen muss.

 

Die Bearbeitung des Antrags kann schon ein paar Wochen dauern, daher unser Tipp:

  • Bereits im Jänner einreichen, damit möglichst früh mit der Bepflanzung begonnen werden kann.

 

 

Die Gestaltung der Theresias

Töpfe, Erde und Pflanzen für die 11 Theresias ließen wir der Einfachheit halber gemeinsam von einer Gärtnerei in einem anliefern. Da etwas zu wenig Pflanzen geliefert wurden, wurden bereits vorhandene Pflanzen ergänzt, so dass alle Theresias, von Anfang an, vollständig bepflanzt waren.

 

Das Bepflanzen von neun Töpfen mit den Maßen 50 x 50 cm, ging zu dritt recht flott (ca. 90 Minuten). Zwei Töpfe wurden später zusammen mit der Bezirksvorsteherin Silvia Nossek bepflanzt.

 

Es stellte sich heraus, dass zu wenig Erde kalkuliert wurde. Pro Topf waren 45 Liter Erde vorgesehen, tatsächlich werden aber ca. 65 Liter Erde gebraucht.

 

Die Töpfe haben Löcher im Boden, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann – diese werden mit Tonscherben abgedeckt. Dann kommt eine 5-10 cm hohe Schicht Blähton, sog. Drainagekugeln, in den Topf – diese verhindert Staunässe im Topf, da das Tongranulat kein Wasser aufnimmt. Auf die Kügelchen wird ein Gärtnervlies gelegt, das verhindert, dass sich die Erde, die im nächsten Schritt in den Topf kommt, mit dem Blähton vermischt.

 

Im nächsten Schritt wird etwas Erde in den Topf gefüllt, und zwar so viel, dass die Pflanze mit dem größten Wurzelballen in der richtigen Höhe im Topf steht. Ist diese Pflanze im Topf, wird rund um den Wurzelballen der Topf mit Erde aufgefüllt.

 

Unsere Tipps:

  • Aus Wissen um die nicht regenerierfähigen Moore sollte unbedingt nur torffreie Erde verwendet werden.
  • Es ist wichtig, für einen guten Wasserabzug zu sorgen, damit die Wurzeln gesund bleiben. Dafür legt man gewölbte Tonscherben von einem zerbrochenen Blumentopf oder Scherben einer zerbrochenen Tasse o. ä. über die Abzugslöcher im Topfboden. Erst dann füllt man 5-10 cm hoch Drainagekugeln ein, so wird verhindert, dass die Blähtonkugeln die Abzugslöcher verschließen.
  • Im Internet vorher ausrechnen, wieviel Erde pro Topf notwendig ist oder beim Topfhersteller die Liter erfragen (wenn nicht sowieso angegeben).
  • Lieber immer etwas mehr Erde kaufen als angegeben. Sie kann dann auch später zum Auffüllen dienen, wenn die Erde im Lauf der Zeit ein wenig zusammensinkt.

 

 

Welche Pflanzen wurden gepflanzt und wie gedeihen sie?

Vor dem Haus Nummer 8 stehen zwei Theresias: Ein Topf mit lila Sommerflieder, ein Topf mit einem grünblättrigen Perückenstrauch. Beide haben blauen Storchschnabel als Unterpflanzung, alles wächst und gedeiht recht gut, besonders schön wächst der Perückenstrauch. Die Töpfe stehen im Hochsommer am Morgen im Schatten, ab Mittag dann bis zum Abend in voller Sonne. Bei sonnigem, heißem Wetter werden sie jeden zweiten Tag gegossen, mit ungefähr einem Liter Wasser pro Topf.

 

Die sieben Töpfe vor der Theresiengasse 11 haben als Hauptpflanzen Zwergsommerflieder, Holunder, Hibiskus & Weigelie. Diese Pflanzen entwickeln sich alle gut und haben auch geblüht. Die Gärtnerei hat sogar als Draufgabe gratis Marienkäferlarven mitgeliefert.

 

Die Unterpflanzung mit Fächerblume, Zweizahn und Kapuzinerkresse, Gänseblümchen gedeiht weniger gut. In einem Topf sind beide Fächerblumen eingegangen. Als Ursache steht die sog. Welkekrankheit in Verdacht. Im anderen Topf gedeihen aber beide Fächerblumen wunderbar.

 

Der Zweizahn kümmert etwas vor sich hin. Im Vergleich zu einem anderen Standort wächst er in der Theresia kaum. Dies kann am Standort liegen (weniger Sonne?), an der Erde oder dem Einpflanzzeitpunkt (zu spät?).

 

Eine Kapuzinerkresse wurde aufgefressen. Irgendeine Raupe liebt sie. Die andere Kapuzinerkresse wuchert wie erwartet.

 

Vor dem Haus Nummer 23 stehen ebenfalls zwei Theresias: Ein Topf mit lila Sommerflieder und einer Bartblume, ein Topf mit einem roten Hartriegel und einer Bartblume. Beide haben blauen Storchschnabel und Immergrün als Unterpflanzung, alles wächst und gedeiht recht gut, besonders schön wächst der Sommerflieder und die Bartblumen. Die Töpfe stehen im Hochsommer am Morgen bis Mittag in voller Sonne, am Nachmittag dann bis zum Abend im Schatten. Bei sonnigem, heißem Wetter werden sie jeden sechsten Tag gegossen, mit ungefähr 12 Litern Wasser pro Topf.

 

Unsere Tipps:

  • Bevor man sich an die Auswahl der Pflanzen macht, ist es wichtig herauszufinden, ob die Theresias im Schatten oder in der Sonne stehen werden und wie viele Stunden Sonne sie gegebenenfalls abbekommen. Mehr als 6 Stunden volle Sonne ist ein sonniger Standort.Wenn z.B. ein Baumschatten über die Theresien wandert und sie 2-3 Stunden Sonne haben, ist das ein halbschattiger Standort.
  • Auf Internetseiten wie gaissmayer.de und www.baumschule-horstmann.de sind bei allen Pflanzen die Standortbedingungen angegeben, auch ob sie Trockenheit vertragen oder „frischen“ Boden brauchen, was bedeutet, dass die Erde nie austrocknen darf.
  • Da die Pflanzen in den Theresias nur wenig Erde zu Verfügung haben, ist es notwendig, sie ab dem zweiten Jahr regelmäßig zu düngen.
  • Pflanzen, die über das Jahr für heimische Insekten Nahrung bieten, sind zu bevorzugen.
  • Keine Pflanzen mit Dornen oder Nesseln.

 

 

Wie organisieren wir die Pflege?

Jede/r von uns kümmert sich um die Pflanzen vor dem jeweiligen Haus, in dem wir wohnen. Im Haus Nummer 11 gibt es für die sieben Töpfe eine Gießkanne mit Fassungsvermögen von sechs Liter. In diesem Haus haben bereits mehrere NachbarInnen aus dem Haus angeboten, ebenfalls zu gießen, somit ist auch eine Urlaubsvertretung vorhanden. Als Wasserentnahmestelle hat das Haus Nummer 11 zum Glück ein Bassena im Erdgeschoss. Beim Haus Nummer 23 ist eine 12 Liter fassende Gießkanne im Einsatz, die Wasserentnahmestelle ist ebenerdig im Innenhof.

 

Unsere Tipps:

  • Es ist sinnvoll, in mehreren Portionen mit ein paar Minuten Wartezeit dazwischen (damit das Wasser sickern kann) zu gießen, bis aus den Löchern im Topfboden etwas Wasser rinnt.
  • Nach etwa 4 Monaten, sobald die Pflanzen gut eingewachsen sind, kann man so lange mit dem nächsten Gießen zu warten, bis die erste Pflanze im Topf durstig aussieht. So entwickelt sich mit der Zeit ein Gefühl dafür, wie oft - je nach Wetter - Gießen erforderlich ist.

 

 

Wie reagieren die Anderen? Was geschieht rund um die Theresias?

Ob und wie viele Zugriffe unsere Webseite https://www.agendawähring.at/projekte-detail/theresia.html hat, ist uns nicht bekannt. Wir haben jedoch PassantInnen gesehen, die den am Schild im Topf befindlichen QR-Code mit dem Mobiltelefon eingescannt haben.

 

Seit dem Aufstellen der Theresias haben wir ausschließlich positives Feedback der NachbarInnen erhalten, die Begrünung sehe schön aus, ergebe ein rundes Bild mit den Bäumen gemeinsam, mache ein gutes Gefühl und einen schönen grünen Blick. Im Prinzip war es somit immer eine positive Meldung, dass sie die Initiative toll finden und die Straße belebt. Eine Passantin hat nach dem Prozedere gefragt und es wurde ihr erklärt.

 

Beim Gießen entstehen immer wieder Gespräche, entweder mit PassantInnen oder mit den BewohnerInnen aus der Hausgemeinschaft. Ein Nachbar aus einem Haus hat zusätzliche - allerdings unbekannte - Pflanzen beigesteuert. Leider waren diese für den Standort vorm Haus nicht geeignet, sie sind recht schnell vertrocknet und hätten mehr Schatten gebraucht. Eine Pflanze starb leider gänzlich ab, eine zweite wurde rechtzeitig wieder entfernt und steht jetzt am Balkon im Haus, da diese zusätzlich auch noch für den Welkepilz anfällig ist.

 

Wie zu erwarten, verrichten immer wieder Hunde ihr Geschäft an den Blumentöpfen, bisher wurde allerdings noch nicht in einen Topf uriniert. Pflanzen wurden durch den Hundeurin auch noch nicht beschädigt. Die Töpfe haben wir am nächsten Tag dann jeweils mit der Gießkanne abgewaschen. Das Abwaschen hat leider nichts geholfen. Wir haben es jetzt mit Antihundeduftstoffe probiert, leider noch ohne Erfolg.

 

Bis heute sind noch keine Konflikte aufgetreten. Vor der Theresiengasse 8 wurden die Töpfe einmal von der Wand abgerückt. Wer die Töpfe verschoben hat bzw. der Grund dafür sind uns unbekannt. Vermüllung ist bis jetzt auch keine aufgetreten.

 

Eine Hausbewohnerin hat sich begeistert geäußert, dass die jetzt aufgestellten Theresias vor dem Haus so schön seien. Sie hat auch gleich eine Standortveränderung vorgeschlagen, die aber auf Grund der baulichen Gegebenheiten nicht möglich ist. Leider hat sie – soweit wir es wissen – noch keine Initiative ergriffen, in ihrem Namen weitere Theresias aufzustellen.

 

Laut unserem Ansprechpartner bei der MA46 wurde aber bereits ein weiterer Antrag eingereicht unter Bezugnahme auf unser Projekt. Sobald die Bewilligung erteilt ist, erfahren wir, wo diese Theresia steht.