21.01.2020 / Agenda Währing

Projekt der BürgerInnen bewegt Währing

Die Umgestaltungspläne für das Gersthofer Platzl waren in den letzten Wochen in den meisten Medien präsent. Und das gleich mehrmals. Wie kam es dazu? Ausgangspunkt war ein tropisch heißer Abend im Juni 2017. Die Agenda Währing hatte zur Projektschmiede eingeladen. Unter den 70 Teilnehmenden fanden sich rasch engagierte Personen, die an Verbesserungen für ein lebenswertes Gersthof arbeiten wollten. Nach einigen Treffen waren Vision und Ziele ausgehandelt und das Leitbild der Gruppe in der Agenda-Steuerungsgruppe von allen Fraktionen angenommen worden.

 

Ein idealtypischer Weg für Ko-Kreation in der Verkehrsplanung

Als erstes wurde von der Gruppe die witterungsbeständige Sanierung des Tichywegs, ein Fußweg am Quellursprung des Dürwaringbaches, erfolgreich in die Wege geleitet. Gleich danach wendeten sich die Währinger BürgerInnen dem in ihrem Leitbild festgelegten Kern für ein lebenswertes Gersthof zu: der lebenswerten Gestaltung der Gersthofer Straße und des Platzls. Eine Analyse der Unfallstatistik, Begehungen, unzählige Gespräche mit BürgerInnen und Geschäftsleuten, Workshops mit Magistratsabteilungen und Wiener Linien, ein Ideenfest, die Begleitung von Infoveranstaltungen, Klubgespräche mit allen Fraktionen, ein Spaziergang in die Zukunft und schlussendlich die Projektvorstellung in zwei Bezirksentwicklungskommissionen inklusive Erstellung eines Folders waren in den kommenden 2,5 Jahren das Arbeitspensum der Agendagruppe.

 

Viel Zustimmung, aber keine Mehrheit in den bezirkspolitischen Gremien

Herausgekommen ist eine Planung, die in jedem Detail von den Fachabteilungen auf Herz und Nieren geprüft wurde: in Bezug auf die Verkehrssicherheit, mögliche Staus, Verbesserungen für zu Fuß Gehende, Öffi-Fahrende, Radfahrende und das Platzl nutzende Menschen. Die Planung wird von Standlern, Wiener Linien, Wiener Wirtschaftskammer, vielen BürgerInnen und zwei Bezirksfraktionen unterstützt. Doch das reichte nicht aus. Im Finanzausschuss letzte Woche stimmten Grüne und Neos für die Neugestaltung des Gersthofer Platzls. ÖVP, SPÖ und FPÖ stimmten dagegen. Damit ist das Projekt samt der Zusage der Kofinanzierung der Stadt Wien für in Summe etwa € 700.000.- zumindest für heuer vom Tisch.

 

Was bleibt vom Projekt der BürgerInnen?

Die Kronen Zeitung nannte es das „Projekt der Bürger“ – was bleibt davon nach 2,5 Jahre Engagement?

  • Das Platzl und die Gersthofer Straße hat in den letzten Wochen so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie in keinem der 26 Jahre, die seit der Herabstufung von Bundes- zu Gemeindestraße ins Land gezogen sind: Die Presse, Kronenzeitung, der Kurier, ORF Wien, Bezirkszeitung und zahlreiche andere Medien berichteten mehrmals.
  • Es gibt nun einen politischen Konsens im Bezirk, dass es Verbesserungen für die umsteigenden, querenden und einkaufenden Menschen braucht. Aus dem ungemütlichen Ort soll wieder ein Ort mit höherer Aufenthaltsqualität im Herzen Währings werden.
  • Die Ideen der BürgerInnen, die technischen Prüfungen durch Fachabteilungen, die vielen Schleifen, in denen Kompromisse ausverhandelt wurden, und die zahlreichen Beteiligungsformate sind ein gelungenes Beispiel für Ko-Kreation komplexer Verkehrsplanungen in Wien. Auch wenn die Planung 2020 nicht umgesetzt wird, setzt sie für künftige Überlegungen einen Maßstab in Bezug auf Verkehrssicherheit, Fußgängerkomfort, Querungshilfen, Begrünung, Lärmreduktion, Aufenthaltsqualität, Fahrgastkomfort, Flüssigkeit des motorisierten Individualverkehrs und Partizipationsangebote. 

Und dann wäre da ja auch noch die Agendagruppe, die mit weiteren Ideen an einem lebenswerten Gersthof weiter arbeiten möchte. Wir sind jedenfalls gespannt, wie es in den kommenden Jahren mit dem „Projekt der BürgerInnen“ weitergeht.