01.12.2016 / LA 21

Freie Stadt Amsterdam

Amsterdam hat sich seit langem einen Namen als Radstadt gemacht. Weniger bekannt ist, dass die Stadt in den letzten Jahren mit einem Partizipationsprogramm in der Stadtplanung neue Maßstäbe setzt.

Ein guter Grund, Amsterdam als Ziel für unseren diesjährigen Stadt-besuch auszuwählen.

 

Die Metropolregion Amsterdam mit knapp 2,3 Mio. EinwohnerInnen wächst rasant. Entsprechende Infrastrukturmaßnahmen waren geplant. Durch die Finanzkrise kamen die meisten jedoch zu einem abrupten Stillstand. Mit diesen Herausforderungen und einem wachsenden negativen Image konfrontiert, entschied sich die Stadt zu einem ungewöhnlichen Schritt – sie startete die Entwicklung einer neuen Vision für Amsterdam, in die die Bevölkerung von Beginn an miteingebunden war.

 

Zukunft mit Beteiligung

Mit dem Beteiligungsprogramm Freie Stadt Amsterdam wählte die Stadtverwaltung einen radikal neuen Ansatz. Die übliche Vorgehensweise, Pläne von ExpertInnen entwickeln zu lassen und sie anschließend öffentlich zur Diskussion zu stellen, wurde praktisch auf den Kopf gestellt. Ziel war, einen offenen Planungsprozess zu starten und dabei die Wünsche und Ideen der Bevölkerung an den Startpunkt zu stellen.

 

Unter dem Motto Wir teilen unsre Träume für die Zukunft der Stadt wurde ein sechswöchiger Prozess gestartet, bei dem die unterschied-lichsten Gruppen eingeladen waren, gemeinsam über die Zukunft der Stadt nachzudenken und zu „träumen“. Dafür wurde ein Methodenmix aus Storytelling, der Co-Kreation von 9 Stadtmodellen, Schul- und Design-Wettbewerben, einem Diskussionsprogramm mit 29 Events sowie einer Ausstellung und einer Social media-Umfrage gewählt.

 

In kleinen Schritten zu einer neuen Vision

Die Wünsche waren so bunt wie die Beteiligten selbst und reichten von Konkretem wie Dachsportplätzen und einem Museumspark bis hin zu Visionärem wie einem Schokoladepool, rollenden Gehsteigen und einem Haus in den Wolken. Insgesamt nahmen an diesem Beteiligungsprogramm rund 7300 Personen teil, an der Social Media-Umfrage rund 2400 Personen. Die Ergebnisse führten Schritt für Schritt zu einer neuen Vision für die Zukunft der Stadt – der Struktur-Vision Amsterdam 2040. Das davor herrschende Krisenimage wurde damit erfolgreich in eine neue Aufbruchstimmung verwandelt, die von breiten Teilen der Bevölkerung getragen wurde und mittlerweile alle Bereiche der Stadtverwaltung betrifft.

 

Viele Initiativen von BürgerInnen sind seither entstanden wie das Pakhuis de Zwijger, ZO!City und die Geschäftsstraßen-Genossenschaft Jan Eef. Sie alle arbeiten gemeinsam an der weiteren Entwicklung Amsterdams mit. Und das spürt man an vielen Ecken in der ganzen Stadt.

 

Wir waren beeindruckt und hoffen, dass sich an diesem Erfolgsprogramm weitere Städte ein Beispiel nehmen. Das Städtenetzwerk Eurocities teilt diese Sicht offenbar und zeichnete Amsterdam bereits 2010 mit dem

Partizipationspreis aus.

 

Link zu den Videos Freie Stadt Amsterdam und Struktur-Vision 2040:

https://vimeo.com/16725395

www.youtube.com/watch?v=nM2Tfbb4OpA

 

Link zum Fotobericht des Agenda Stadtbesuchs 2016:

www.flickr.com/photos/137117278@N04/albums