16.08.2019 / Agenda Neubau

"Es geht um Lebensmittel – aber vor allem um die Menschen"

Im Interview sprechen wir über die geplante Food Coop und wie solche Projekte Leute näher zusammenbringen sollen.

Frage: Wie kam es zu der Idee, eine Food Coop zu gründen?
Agenda: Ein Bewohner ist auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir ihn eventuell bei dieser Idee unterstützen könnten. Wir waren sofort dabei und auch etwas verwundert, dass es sowas bei uns in Neubau noch gar nicht gibt.
 
Wie wurde die Idee von den NeubauerInnen angenommen?
Durchwegs positiv. Gleich bei unserem ersten Treffen waren um die zehn Leute da und man hat gleich gemerkt, wie enthusiastisch alle waren. Jede und jeder hat sich konstruktiv eingebracht und es hat eine richtige Aufbruchsstimmung geherrscht, so nach dem Motto „Endlich!“
 
Was waren dann die ersten Schritte?
Der Initiator hat sich vorab schon gut informiert und eingeworfen, dass es sogar ein eigenes Handbuch gibt, was Food Coops betrifft. Da steht alles drin, was man wissen muss, sämtliche Voraussetzungen und worauf man achten muss.
 
Wo lag die allgemeine Motivation hinter der Gründung?
An erster Stelle stehen einfach die Themen Ernährung und Nachhaltigkeit. Eine hohe Qualität der Lebensmittel, die regional und bio sind, und vor allem auch durch faire Entlohnung der ProduzentInnen produziert werden. Die kürzeren Transportwege verringern auch den CO2-Fußabdruck und das ist für uns alle sehr wichtig gewesen.
 
Es gab ja auch einen direkten Austausch, bzw. einen Besuch bei einer Food Coop in Margareten. Wie war das?
Wir hatten großes Glück, weil ein Teilnehmer des ersten Treffens direkt Kontakt zur Food Coop „Herz & Ruabn“ hatte und so ein Treffen organisiert hat. Es war ein wirklich nettes Erlebnis, vor allem weil das Team von „Herz & Ruabn“ uns mit offenen Armen empfangen und alle Fragen beantwortet hat. Sie waren froh, dass es so viel Interesse für eine weitere Food Coop gibt, wodurch wir einfach gemerkt haben, dass dort alle mit Leib und Seele dabei sind.
 
Geht es bei Food Coops eigentlich immer nur um Lebensmittel?
Nein, gar nicht. Es geht auch sehr stark um soziale Komponenten. Leute sollen zusammenkommen, sich kennenlernen, miteinander reden und so stärkt man auch die Gemeinschaft in den einzelnen Grätzln. Außerdem bekommt man die Chance, eine persönliche Beziehung zu den BäuerInnen und ProduzentInnen aufzubauen und den direkten Austausch zu fördern.
 
Wie kann man sich eine klassische Food Coop vorstellen?
Es ist meistens ein Lokal mit einem oder zwei Räumen. Die Lebensmittel werden in Regalen und in einem großen Kühlschrank gelagert. Überall liegen Listen, wo man die Einkäufe eintragen und verzeichnen kann, was totale Transparenz bedeutet, die wiederum das Vertrauen stärkt. In dem zweiten Raum können meist Treffen des Vereins abgehalten werden, wo man Dinge bespricht oder über Sachen abstimmt.
 
Was passiert als Nächstes?
Es muss natürlich ein Verein gegründet und sich auf Statuten geeinigt werden, aber aktuell sind wir vor allem auf der Suche nach einem geeigneten Lokal, das zu einem Preis vermietet wird, der auch von einer kleineren Startgruppe aufgebracht werden kann. Gut wäre natürlich etwas Ebenerdiges, damit die Anlieferung leicht geht und wir barrierefrei sind.
 
Wie kann man sich beteiligen?
Man kann zum Beispiel gerne zu unserem nächsten Treffen kommen, das am 3. September stattfinden wird. Da wird sich eben alles um geeignete Lokale drehen, aber wenn jemand schon Ideen für ProduzentInnen hat, freut uns das auch sehr.
 
Was sind die Wünsche für die erste Food Coop in Neubau?
Wir wollen Leute zusammenbringen, gute Produkte anbieten und ProduzentInnen unterstützen, wo wir nur können. Außerdem ist es uns wichtig, dass wir keine Konkurrenz zu Bio-Läden darstellen wollen, sondern eine Ergänzung und Alternative zum Supermarkt – regional, bio und vor allem verpackungsfrei.