14.11.2019 / Agenda Alsergrund

Eric Kandel - ein besonderer Mensch wird 90

Anlässlich des 90. Geburtstages von Eric Kandel lud die Medizinische Universität Wien und die Universität Wien zu einem Fest für den Forscher, Humanisten und Nobelpreisträger am 7. November 2019 ein.
Die Agendagruppe „Gedenkprojekt Volksopernviertel 1938“ konnte ihm bei diesem Anlass eine Glückwunschkarte überreichen. Dies hat ihn sichtlich gerührt.

 

Denise, die Ehefrau von Eric, hat in ihrer Rede im Festsaal der Universität Wien, drei Ereignisse hervorgehoben, die Eric mit seiner früheren Heimat versöhnt haben:

Das Symposion „Österreich und der Nationalsozialismus“ im Jahre 2003, die Umbenennung des ehemaligen Karl-Lueger-Rings in Universitätsring, und die Enthüllung der Gedenktafel am ehemaligen Wohnhaus von ihm und seiner Familie in der Severingasse. Denise und Eric haben die Gedenktafel in der Severingasse mit ihrer mitgereisten Familie besichtigt.

 

Eric Kandel und unser Gedenkprojekt

 

Die Agendagruppe „Gedenkprojekt Volksopernviertel 1938“ hatte 2016 mit Eric Kandel Kontakt aufgenommen, da sie plante ein Zeichen der Erinnerung zu setzen.

 

Kandel wohnte mit seiner Familie im Volksopernviertel am Alsergrund, in der Severingasse 8. Sein Vater hatte ein Spielwarengeschäft in Währing. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Wohnung der Familie geplündert. 1939 gelang ihm, dem 10jährigen Bub, mit seinem Bruder die Flucht in die USA – die Eltern konnten rechtzeitig nachkommen. 1945 erhielt Eric Kandel die amerikanische Staatsbürgerschaft.

 

Im April 2018 konnte die Agendagruppe „Gedenkprojekt Volksopernviertel 1938“ für die Familie Kandel und alle weiteren Menschen aus dem Wohnhaus in der Severingasse 8, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, zwischen 1938 und 1945 verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, eine Gedenktafel als Zeichen der Erinnerung enthüllen. Der Tag war ein berührender und wurde mit Interviews, Enthüllungsfeier und Festakt begangen.

 

 

Eric und Denise Kandel bei der Enthüllung der Gedenktafel

Für die Gruppe und die SchülerInnen der HLMW Michelbeuern, die bei dem großen Projekt mitarbeiteten, wird dieser Tag ewig in Erinnerung bleiben.

 

Der Nobelpreisträger

 

Wir verdanken ihm fundamentale Einblicke in die Funktionsweisen des menschlichen Gehirns!

Im Jahr 2000 erhielt er den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung, dass Veränderungen in der Stärke von Verbindungen zwischen Nervenzellen die Grundlage für Lernvorgänge im Gehirn darstellen. Kandel arbeitet bis heute in der Forschung ist einer der Direktoren des Zuckerman Institute der Columbia University.

 

Er arbeite noch immer sehr gerne, versicherte er: „Das Beste für das Gehirn ist praktizieren. Ich gehe zur Arbeit fünf Tage die Woche.“