23.04.2019 / Agenda Neubau

Eine Ode an den Wiener Stadtbaum

Zum Tag des Baumes

Wir wollen den Internationalen Tag des Baumes am 26. April zum Anlass nehmen, um uns näher mit den Bäumen in unserer Stadt zu beschäftigen.

Laut österreichischer Waldinventur wachsen in Wien etwa 8,5 Mio. Bäume – das sind ca. 4,5 Bäume pro Person! Freilich sind die Standorte dieser Bäume ungleich verteilt, denn mitgezählt wurden nicht nur die ca. 480.000 Bäume in Parks und an Straßen, sondern auch geschätzte 8 Mio. Bäume in den weitläufigen Waldgebieten am Rand der Metropole. Für den Bezirk Neubau führt die MA42 in ihrer Statistik für das Jahr 2017 557 Straßenbäume an (d.h. Bäume in Parks oder Privatgärten wurden nicht mitgezählt).

Wiens Bäume machen die Stadt auf vielfältige Weise lebenswerter.

  • Wegen ihrer großen Blattmasse sind Bäume wahre Sauerstoff-Kraftwerke! Im Gegenzug zur Produktion des für uns lebensnotwendigen Sauerstoffs binden sie beachtliche Mengen Kohlenstoff und bremsen damit die Klimaerwärmung.
  • Indem sie Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft filtern, sorgen Stadtbäume für eine bessere Luftqualität.
  • Bäume prägen das Stadtbild über Raumbildung und gestalterische Effekte.
  • Bäume garantieren von der Wurzel bis zur Krone Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen.
  • Im Gegensatz zur schnelllebigen Stadt, ist der langlebige Baum für uns ein Ruhepol im hektischen urbanen Alltag.
  • Bäume in Straßen und Parks machen uns den Zyklus der Natur bewusst, indem wir mit ihnen den Wechsel der Jahreszeiten
  • Stadtbäume erweisen sich nachweislich als wertsteigernde Faktoren auf dem Wohnungsmarkt.
  • Im Sommer spenden Bäume auf Straßen und Plätzen angenehmen Schatten und sorgen über Verdunstung für eine spürbar kühlere Umgebungsluft.

 

Bäume gegen sommerliche Überhitzung

Der positive Einfluss der Bäume auf das lokale Klima ist für innerstädtische Bezirke mit wenigen Grünflächen von unschätzbarem Wert. Aufgrund von versiegelten Oberflächen sind dicht bebaute Stadtgebiete wie der 7. Bezirk nämlich wahre Hitzespeicher, die auch in der Nacht kaum auskühlen. Infolge des Klimawandels wird dieser sogenannte „Wärmeinsel-Effekt“ aufgrund steigender Temperaturen und lang anhaltenden Hitzeperioden noch verstärkt. Die Erhaltung des Baumbestandes einerseits und die Neupflanzung von (Stra­ßen-)Bäumen andererseits sind wichtige Maßnahmen, um den Klimawandel für BezirksbewohnerInnen erträglicher zu machen.

 

Ein ausgewachsener Stadtbaum spendet bis zu 150 Quadratmeter Schatten, kühlt seine Umgebung im Sommer um bis zu 3 Grad und verdunstet gut 400 Liter Wasser pro Tag. An einem Sommertag nimmt er 18 Kilo CO2 auf und produziert 13 Kilo Sauerstoff - und er dämpft nicht nur Lärm und Wind, sondern bindet auch bis zu einer Tonne Staub pro Jahr.

Quelle: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/panorama/wien/982191-Die-Zukunft-gehoert-den-Exoten.html

 

Straßenbäume sind Überlebenskünstler

Die rund 92.000 Wiener Straßenbäume haben kein leichtes Leben:

  • Verdichtete und versiegelte Böden, die nur wenig Wasser aufnehmen können
  • Unterirdische Leitungen, die den Wurzelraum der Bäume einschränken
  • Luft –und Bodenschadstoffe durch den Autoverkehr
  • Streusalz im Winter
  • Hundekot und Urin
  • Hohe Sommertemperaturen durch Aufheizung von Bodenbelägen und Fassaden
  • Nährstoffmangel durch Entsorgung des Laubs und eine mangelnde Humusschicht.

 

Obwohl in Wien alles versucht wird, um die Lebensbedingungen der Straßenbäume zu verbessern (speziell entwickelte Substrate, Bewässerungssysteme, Schutzhüllen, Reduktion von Streusalz etc.), wundert es nicht, dass die Bäume unter den extremen Standortbedingungen kaum die Hälfte ihres potenziellen Lebensalters erreichen.

 

Baumarten der Zukunft

Der fortschreitende Klimawandel mit zunehmender Hitze und Trockenheit verschärft die ohnehin schwierigen Bedingungen noch zusätzlich. Bei der Auswahl neu zu setzender Straßenbäume geht die Stadt daher weg von bislang gängigen Arten wie Ahorn, Esche oder Linde hin zu trocken- und hitzeverträglicheren Baumarten wie den südlichen Zürgelbaum oder die Ulme. Letztere werden heuer etwa in der Zieglergasse neu gepflanzt.

 

Straßenbaumarten in Neubau:

  • Ahorn: 183 (z.B. Kenyongasse, Schottenfeldgasse, St. Ulrichsplatz, Gürtel)
  • Linde: 58 (z.B. Lindengasse)
  • Zürgelbaum: 30 (z.B. Jenny-Steiner-Weg, Lerchenfeldergürtel)
  • Esche: 25 (z.B. Burggasse)
  • Hainbuche: 20 (z.B. Schottenfeldgasse, Lerchenfelderstraße)
  • Zierkirsche: 18 (z.B. Lindengasse)
  • Platane: 16 (z.B. Neubauer Gürtel)
  • Rosskastanie: 4 (z.B. Hermanngasse )
  • Sonstige: 203 (z.B. Lederhülsenbaum Mariahilferstraße; Zierbirne Richtergasse, Akazie Stiftgasse)

* Von der MA42 auf öffentlichen Straßen, d.h. nicht auf Grünflächen, verwaltete und betreute Bäume lt. Baumkataster. Quelle: https://www.wien.gv.at/statistik/lebensraum/tabellen/baeume-gattung-bez.html

 

Welcher Baum wächst in deiner Straße?

 

Wenn du das wissen willst, schau mal unter wien.at-Stadtplan auf der Karte “Umweltgut” und wähle die Unterkategorie “Baumkataster” aus. Hier kannst du die Bäume in deiner Straße online „besuchen“ und Details wie Alter, Höhe und Durchmesser erfahren. Die Kataster-Eintragungsnummer des Baumes findest du übrigens auch direkt am Baum selbst auf der kleinen silbernen Marke am Stamm.

Quellen:

https://www.holzmagazin.com/branche/1960-so-viele-baeume-stehen-in-oesterreichs-staedten

https://www.wien.gv.at/umweltschutz/raum/pdf/uhi-strategieplan.pdf

https://www.naturimgarten.at/files/content/Brosch%C3%BCren/20180411_Brosch%C3%BCre%20Baum%202018_Web.pdf

https://derstandard.at/2000078206003/Was-die-Wiener-Stadtbaeume-stresst