27.06.2019 / Agenda Wieden

Der Keller und der Glücksklee

Marion Weiss, Bewohnerin der Phorusgasse, hat einfach losgelgt. Sie stellte ein paar Blumentröge in die Kellernische ihres Hauses. Was ihre Motivation dazu ist und welche Erfahrungen sie bereits gemacht hat, verrät sie uns in einem exklusiven Interview.

 

  • Was sprießt denn da aus Ihrer Kellernische?
    Nun, da bin ich selber noch ein bisschen am Experimentieren, immerhin ist diese Seite der Gasse den ganzen Nachmittag der prallen Sonne ausgesetzt und der Gehsteig strahlt eine unglaubliche Hitze ab. Angefangen habe ich ganz einfach mit Sonnenblumenkernen, die Pelargonien fühlen sich wohl und sogar der rote Glücksklee gedeiht. Seit gestern steht hier auch ein Topf mit Lavendel.

  • Warumist Ihnen Grün in der Stadt wichtig?
    Begrünung ist schön, macht Mensch und Tier glücklich, die Luft besser und auch kühler.
    Passanten bleiben bei den Blumentöpfen stehen und erfreuen sich offenbar an den Farbklecksen zwischen Asphalt und Hausmauer und beim Gießen werde ich regelmäßig darauf angesprochen, wie schön doch diese Initiative sei. Grün fördert also auch die soziale Kommunikation!
    Mich begeistern ja sogar die tapferen Gräser, die sich zwischen den Pflastersteinen in meiner Gasse durchzwängen und manchmal fast wie ein grüner Teppich auf der Strasse aussehen!
    Natürlich wäre aber wichtig, sich schon im Vorfeld mutiger und entschlossener den Hitzetreibern in der Stadt zu widmen. Wenn ich von meinem Fenster aus in die Gasse schaue, ist unverkennbar, wessen Interessen im öffentlichen Raum Vorrang haben. Dann träume ich von Mini-Vorgärten mit Rosen entlang der Hausmauern, und seien sie auch nur einen Meter breit.

  • Wie kann ich selbst so etwas in meinem Haus umsetzen?
    In vielen Altbauten gibt es Nischen zu Souterrain-Räumen bzw. den Fenstern, durch die früher die Kohle in die Keller geschüttet wurde.
    Das Feine an dieser Art der Begrünung ist, dass alles so richtig niederschwellig ist: Die schlichten, handelsüblichen Töpfe stehen aber nicht unmittelbar am Gehsteig, es kann also niemand drüberstolpern, und die Nischen sind meist eh ein brachliegender Raum. Es reichen also einfach Pflanzen in Töpfen oder Kisterln und ich habe sie zusätzlich mit Kabelbindern zusammengehängt.
    Ich habe gerade so viele Pflanzen aufgestellt, damit sich einmaliges Gießen mit meiner großen Kanne ausgeht. Und wenn ich auf Urlaub bin, kümmert sich meine Nachbarin. Ich habe mir aber vorgenommen, nächstes Jahr von Anfang an die Töpfe attraktiver zu gestalten, vielleicht male ich sie bunt an oder ich verwende gleich höherwertigere Behälter, die hübscher aussehen. Ich werde also auf jeden Fall weiter machen und würde mich über mehr Blumen in Kellerfensternischen im 4. Bezirk freuen!