Brüssel im Wandel: Ein Blick auf innovative Ansätze in der Stadtentwicklung & Bürger*innenbeteiligung
Brüssel, die Hauptstadt Belgiens und das Herz Europas, ist nicht nur berühmt für Schokolade und Waffeln, sondern auch für ihre dynamische Entwicklung in Sachen Bürger*innenbeteiligung und nachhaltiger Stadtentwicklung. Unsere jährliche Lernreise führte uns diesmal dorthin! Wir haben dort innovative Projekte kennengelernt, die nicht nur die Brüsseler Gemeinschaft stärken, sondern auch neue Perspektiven für unsere Arbeit in Wien eröffnen.
Montag früh beginnen wir unsere Erkundungstour im stockenden Morgenstau der Hauptstadt. Umso passender ist unsere erste Station im Wien-Haus Brüssel. Dort erfuhren wir mehr über die Mobilitätsstrategie Good Move der Region Brüssel, ein wegweisendes Beispiel für eine umfassende Verkehrspolitik. Durch eine breite Bürger*innenbeteiligung von 2016 bis 2019 erarbeitet, setzt Good Move darauf, die Verkehrssituation bis 2030 grundlegend zu transformieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Verbesserung der Luftqualität und der Sicherheit im Verkehr. Die Umstellung auf Tempo-30-Zonen und die Einbeziehung der Anwohner*innen in die Gestaltung der Verkehrsrouten leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit und Lebensqualität der Stadt.
Unsere nächste Station führte uns zu Recyclart, einer Kunst-, Kultur- und Stadtteilinitiative. Recyclart fungiert als Ankerzentrum für eine Vielzahl von Projekten, von Werkstätten zur Arbeitsmarktintegration bis hin zu Veranstaltungsräumen für junge Künstler*innen. Besonders beeindruckend waren die gemeinsamen Aktionen in Schulen mit einer mobilen Werkstätte, die per Lastenrad unterwegs ist. Diese vielfältigen Aktivitäten tragen zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Revitalisierung der benachteiligten Stadtteile bei.
Weiter geht’s! Auf dem Dach einer Markthalle in Anderlecht erblüht eine der größten Aquaponik-Farmen Europas, betrieben von BIGH. Hier wird innovative Technologie eingesetzt, um Fischzucht und den Anbau von Gemüse, Obst und Kräutern zu kombinieren. Durch die Nutzung von Abwärme und einem geschlossenen Wasserkreislauf wird die Produktion ressourceneffizient und nachhaltig gestaltet - ein beeindruckendes Beispiel für regenerative Lebensmittelproduktion.
Am zweiten Tag empfängt uns Stadtrat Arnaux Pinxteren, zuständig für Kleinkinder, Bürger*innenpartizipation und Stadterneuerung im Rathaus von Brüssel. Stadtrat Pinxteren berichtet über Bürger*innenbeteiligung in Brüssel und ihre zunehmend wichtige Rolle in der Stadtentwicklung. Die Erfahrung aus vergangenen Projekten zeigten, dass Beteiligungsformate bessere Projektergebnisse und höhere Zufriedenheit unter allen Beteiligten hervorbrachten. So werden Nachbarschaftsräte und partizipative Budgets eingerichtet. Auch beim Bau einer neuen Straßenbahnlinie haben Bürger*innen über den Verlauf der Strecke mitentschieden! Wir teilen dieselbe Überzeugung: Bürger*innen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, schafft eine lebendige und inklusive Stadtgesellschaft.
Auch unser Besuch bei Cultureghem, einem gemeinnützigen Verein im Stadtteil Cureghem, verdeutlichte die transformative Kraft gemeinschaftlicher Aktivitäten. Der Verein belebt wochentags das riesige Areal des größten Markts der Region Brüssel. Zahlreiche Projekte, bei denen Freiwillige im Zentrum stehen, bringen Menschen zusammen, versorgen sie mit gesunden Lebensmitteln und Mahlzeiten und beleben Orte in der Nachbarschaft. Besonders beeindruckend sind die eigens entwickelten Materialien (Spielboxen, mobile Küchen und Tafeln für Straßenfeste), die alle mit Lastenrädern transportiert werden können. Eine großartige Inspiration für unsere Grätzlarbeit in Wien!
Brüssel zeigt, wie Städte durch mutige Projekte und engagierte Bürger*innen eine lebendige und nachhaltige Zukunft gestalten können. Von der Straße bis zum Rathaus, von der Kunst bis zur Landwirtschaft – Brüssel beweist, dass die größten Herausforderungen die größten Chancen bieten und dass eine lebenswerte Stadt nur durch gemeinsame Anstrengungen und kreative Lösungen entstehen kann.