Begrünte Josefstadt – zu Fuß entdecken
Wir waren unterwegs im Juni beim 4. Tag der Achtsamkeit in der Josefstadt. Die Agendagruppen „ACHTsam unterwegs“ und „Straßenleben“ luden zu einem spannenden, barrierearmen Spaziergang zu begrünten Orten der Josefstadt ein.
Beim Start am Schlesingerplatz brannte die Sonne intensiv herab. Umso wohltuender war unsere erste Station im Melkerhof: kühle, begrünte Fassaden, Vogelgezwitscher und wir mittendrin.
Das vom Stift Melk erworbene und verbaute Areal besteht aus sieben Gebäudetrakten und vier Höfen und hat heute 20 m hohe Bäume. Leider mussten vor einigen Jahren drei der vier großen Götterbäume wegen Pilzbefall gefällt werden. Die Fassadenbegrünung in den Höfen gleicht dies ein wenig aus. Wir vermuten, dass sogar Tagfalter in dieser Begrünung ein Zuhause finden.
Alles was fliegt …
Amseln leben auf diesem Areal sicherlich ganzjährig, brüten auf Dachbalken oder in den Nischen der Gebäude. Spatzen (Haussperlinge) hingegen sind hier wahrscheinlich seltener anzutreffen, da sie Hecken, Sträucher und staubige, unversiegelte Böden benötigen, was in einer dicht bebauten Stadt immer schwieriger zu finden ist.
In Wien nimmt die Verbreitung von Arten wie Spatzen (Haussperlinge), Mauerseglern, Mehlschwalben oder Dohlen ab. Ein Grund für den Bestandsrückgang dieser "Gebäudebrüter" ist, dass im Zuge von Bautätigkeiten, insbesondere bei Fassadensanierungen und Dachausbauten, ihre lebenswichtigen Lebensräume oft endgültig verloren gehen. Auch Gerüste, die für die Sanierung aufgestellt werden, gefährden die Tiere, da sie häufig den Zugang zu Brutplätzen und Rückzugsräumen versperren.
Vom Parklet zur Piaristengasse
Weiter geht’s durch die Mölkergasse in die Kochgasse. Dort an der Ecke kommen wir beim Parklet des Jugendzentrums vorbei. Wer sich zwischendurch mal ausrasten will, ist hier ein gern gesehener Gast. Einfach hinsetzen und genießen.
Noch einmal ums Eck und schon sind wir in der seit Herbst 2023 neu gestalteten Piaristengasse. Hier wurde der Gehsteig verbreitert, um den Schulkindern und Anrainer:innen mehr Platz zu bieten. Außerdem wurden 11 neue Roteschen gepflanzt. Diese werden eine schöne große Krone entwickeln und die Wege der Fußgänger:innen etwas abkühlen. Radparkplätze, ein Trinkbrunnen und Bänke wurden ebenfalls installiert.
Wie gelingt eine Wohnstraße?
Die Maria-Treu-Gasse ist sicherlich jetzt schon eine wunderschöne Gasse. Die Regelungen einer Wohnstraße werden hier aber trotzdem nicht eingehalten. Schon länger beschäftigt diese Gasse die Agendagruppe Straßenleben, sie sind in Austausch mit der Politik und versuchen Verbesserungen zu finden. So lange es hier Stellplätze gibt, wird es weiterhin schwierig bleiben den Durchzugsverkehr zu unterbinden. Auch Elterntaxis sind aufgrund der Schulen im Umfeld ein immerwährendes Thema.
Von der Wohnstraße geht unser Spaziergang nun direkt in die Lange Gasse, die wir auch runter gehen bis zum Bettauer Platz. Im ersten Teil der Lange Gasse sind die Gehsteige schmal und alles fühlt sich beengt an. Mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator ist es nicht angenehm unterwegs zu sein.
Dafür bewundern wir eine großartige Sitzmöglichkeit beim Blumengeschäft die zum Rasten einlädt und haben endlich ausreichend Platz als wir in der Begegnungszone ankommen.
Platz für Begegnung
Hier ist die Oberfläche wunderbar berollbar und wir haben genug Platz, zumal auch gerade der Wochen-Biomarkt stattfindet und die Straße für den Autoverkehr gesperrt ist. Dieser Teil der Lange Gasse ist wunderschön begrünt und lädt zum Verweilen ein.
Der Bücherschrank, die riesige Platane, die dort seit 1932 steht und die Rundbank drumherum, laden am Hugo-Bettauer-Platz nun aber wirklich zum Verweilen ein. Hier erfahren wir, dass die Begegnungszone in die Josefsgasse hinein verlängert werden wird und das Durchfahren für Pkw dann dort in Richtung 1. Bezirk nicht mehr erlaubt sein wird.
Unser Spaziergang endet hier und wir kommen gleich mit Fußgänger:innen ins Gespräch. Die Gassen im Achten laden zu Begegnungen wirklich ein, vor allem, wenn Platz für Fußgänger:innen ist!